Cochrane Reviews / Kommentare

Kapitel 20: Schlafstörungen

 


Atmungsgebundene Schlafstörungen:
 

19.09.2006:

EBM Im Kontrollgruppenvergleich erwies sich einem neuen Cochrane Review zufolge eine C-PAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) bei der Behandlung einer moderat bis schwer ausgeprägten Schlaf Apnoe als wirksam bezüglich objektiver (24 Stunden systolischer und diastolischer Blutdruck) und subjektiver Outcome-Masse (Epworth Sleepiness Scale), der Lebensqualität und kognitiver Funktionen als eine Placebobehandlung (inaktive Tabletten, C-PAP im subtherapeutischen Druckbereich). Im Vergleich mit einer oralen Applikationen ergab sich für die C-PAP Therapie eine signifikante Überlegenheit bezüglich des Apnoe- und Hypopnoe-Index, eine verbesserte Schlafeffizienz sowie eine geringere Oxygendesaturierung (Evidenzstufe 1a: Giles et al., 2006, Cochrane Review). Patienten die auf beide Therapieformen ansprachen präferierten eine orale Applikation. Diese erfolgsversprechenden Befunde beziehen sich auf den Kurzzeitverlauf, verlässliche Follow-up Daten über den Langzeitverlauf stehen noch aus.


Atmungsgebundene Schlafstörungen:
 

27.12.2005:

EBM Einer neuen, vom Centre for Reviews and Dissemination besprochenen Übersichtsarbeit zufolge liegen 12 Studien vor, in denen die Auswirkungen der C-PAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) auf das Symptom Schläfrigkeit (sleepiness) bei Patienten mit einer obstruktiven Schlaf-Apnoe untersucht wurde. Diesem Review zufolge beeinflusst die C-PAP-Therapie bei Patienten mit obstruktiver Schlaf-Apnoe signifikant subjektive und objektive Maße der Schläfrigkeit bei einem breiten Spektrum untersuchter Patienten (Evidenzstufe 1a: Patel et al., 2003, qualitätsüberprüfter Review). Der Arbeit zufolge führt die C-PAP-Therapie hinsichtlich eines subjektiven Parameters der Schläfrigkeit (Epworth Sleepiness Scale) zu einer hoch signifikanten Verringerung des Scores auf dieser Skala im Vergleich zur Placebo-Therapie. In 8 Studien wurden objektive Maße der Schläfrigkeit (Multipler Schlaflatenztest) untersucht. Auch hier zeigte sich eine signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo.

Kommentar:

Erhöhte Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit sind Kernsymptome des obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndroms und einer der häufigsten Konsultationsgründe für Patienten an einem schlafmedizinischen Zentrum. Folgen erhöhter Tagesmüdigkeit und -schläfrigkeit sind vielfältig und betreffen z.B. den psychosozialen Bereich, aber auch z.B. die Fähigkeit, ein Kraftfahrzeug unfallfrei zu führen. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, ob entsprechende Therapien des Schlaf-Apnoe-Syndroms auch die Tagesmüdigkeit bzw. -schläfrigkeit signifikant beeinflussen. Die Arbeit von Patel untersuchte mit Hilfe eines meta-analytischen Verfahrens, ob die Standardtherapie des Schlaf-Apnoe-Syndroms, die C-PAP-Therapie, einen signifikanten Einfluss auf die Tagesmüdigkeit bzw. -schläfrigkeit hat und nahm sich hierzu als Outcome-Parameter die Daten der Epworth Schläfrigkeitsskala und des Multiplen Schlaflatenztestes. Für die Analyse der Epworth Schläfrigkeitsskala konnten 12 Studien mit C-PAP gefunden werden, die C-PAP-Therapie mit Placebo verglichen. Insgesamt wurden 706 Patienten untersucht. Die Meta-Analyse ergab, dass es eine Reduktion der ESS um ca. 3 Punkte (Maximalwert = 24) im Vergleich zu Placebo gab. Dies war hoch signifikant. Im Multiplen Schlaflatenztest zeigte sich eine Verlängerung der Schlaflatenz in insgesamt 8 Studien (n = 482 Patienten) um eine Minute. Diese Differenz ist im Vergleich zu Placebo zwar signifikant, aus klinischer Sicht jedoch kein besonders stark ausgeprägter Effekt. Insofern stellt sich die Frage, ob im Hinblick auf das Symptom Tagesschläfrigkeit noch zusätzliche therapeutische Interventionen eingesetzt werden sollten.



Chronic Fatigue Syndrom:
 

01.11.2004:

EBM Einem systematischen Review zufolge führt körperliche sportliche Betätigung („exercise therapy“) bei Patienten mit einem Chronic Fatigue Syndrome im Vergleich zu einer Kontrollbedingung (treatment as usual) zu einer Reduktion von Müdigkeit (fatigue) sowie zu einer Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Depressivität besserte sich nur in einem nicht signifikanten Ausmaß unter körperlicher Betätigung im Vergleich zur Kontrollbedingung. Bemerkenswert war jedoch, dass es unter der Bedingung mit körperlicher Betätigung mehr Dropouts als in der Kontrollgruppe gab (Evidenzstufe 1a: Edmonds et al., 2004; Cochrane Review). Die Aussagekraft dieser Metaanalyse bedarf jedoch aufgrund der dürftigen Datenlage (nur 5 randomisierte, kontrollierte Studien) einer Replikation auf der Basis eines umfänglicheren Datensatzes.

Kommentar:

Die Behandlung des Chronic Fatigue Syndrome stellt klinisch bislang immer noch eine große Herausforderung dar. Als wirksam gesichert bei der Behandlung des CFS ist die kognitiv-behaviorale Therapie, wobei hier das Ziel weniger die Reduktion der Müdigkeit ist, als eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Akzeptanz der Erkrankung. Regelmäßige körperliche Betätigung im Sinne eines sportlichen Trainings scheint gut geeignet, ein weiterer Baustein der Behandlung des Chronic Fatigue Syndromes zu sein, das leider in vielen Fällen immer noch zur Berentung führt. Dies wird durch den oben genannten systematischen Review der Cochrane Collaboration bestätigt.



> zurück zur Übersicht

www.berger-mathias.de

www.dgppn.de