Cochrane Reviews / Kommentare

Kapitel 19: Anorektische und bulimische Eßstörungen

 


Therapie bei Bulimia nervosa:
 

S. 808

EBM Auch Metaanalysen belegen die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie bei Bulimia nervosa und ähnlichen Syndromen (Evidenzstufe 1a: HAY und BACALTCHUK, 2002, Cochrane Review; LEWANDOWSKI ET AL., 1997, qualitätsüberprüfter Review, letztere Arbeit weißt allerdings gewisse methodische Beschränkungen auf). Einschränkend muß jedoch auf die oftmals fehlende Blindbeurteilung und auf die verhältnismäßig kleinen Stichproben verwiesen werden.

01.09.2004:

EBM In einer auf einem größeren Datensatz basierenden Metaanalyse erwies sich kognitive Verhaltenstherapie sowohl als Einzel- als auch als Gruppenbehandlung im Vergleich zu (Wartelisten-) Kontrollgruppen als wirksam für die Behandlung von Bulimia nervosa (Evidenzstufe 1a: Hay et al. 2004, Cochrane Review). Auch andere spezifische Therapieansätze wie z.B. interpersonelle Therapie (IPT) erwiesen sich im Vergleich zur (Wartelisten-) Kontrollgruppe als effektiv.
Kognitive Verhaltenstherapie war anderen Formen von Psychotherapie (z.B. IPT, supportive Psychotherapie, Fokaltherapie) hinsichtlich der Reduktion depressiver Symptome und der Abstinenz von Erbrechen bei Therapieende überlegen. Eine Augmentierung von CBT durch zusätzliche Expositionsanteile der Therapie (exposure & response prevention) brachte keinen statistischen signifikanten zusätzlichen Effekt. CBT war auch signifikant wirksamer als verkürzte Formen von Verhaltenstherapie ohne den kognitiven Anteil. Erste Belege für eine Wirksamkeit strukturierter verhaltenstherapeutischer Selbsthilfemanuale deuten tendenziell auf eine bessere Wirksamkeit einer therapeuten-begleiteten Anwendungen im Vergleich zur manual-geleiteten Anwendung ohne Therapeutenbegleitung (reine manualisierte Selbsthilfe) hin.

Kommentar:

Der Cochrane Review von Hay et al. unterscheidet nicht genügend zwischen Bulimia nervosa, Binge Eating Disorder und anderen Heißhungererkrankungen. Kognitive Verhaltenstherapie ist mit Abstand die am besten untersuchte Therapie für Patienten mit der Diagnose einer Bulimia nervosa. In den letzten Jahren kamen einige gute Studien zu Binge-Eating-Disorder dazu; sehr wenig untersucht ist nach wie vor die psychotherapeutische Effizienz bei Anorexia nerovsa. Für andere spezifische Therapien bei Bulimia Nervosa (und anderen Essstörungen) wie z.B. psychodynamisch orientierte Psychotherapie, Hypnotherapie, Nutritional Management gibt es zwar einzelne Studien, doch besteht eine unzureichende empirische Substanz für Metaanalysen. Eine sehr vernachlässigte Gruppe von essgestörten Patienten sind auch jene mit einer Essstörung NNB, die einen beträchtlichen Patientenanteil aller Essstörungen (30-60% je nach Stichprobe) ausmachen.


> zurück zur Übersicht

www.berger-mathias.de

www.dgppn.de